Bildung und Soziales

Chancenpartnerschaften | Vorlesetag | Akku-Plus | Aktion Sonnenstrahl | Kinderuni | Kinderkolleg

Lernpatenschaften für Chancengleichheit

von Regina Karg-Göhner

Seit dem Schuljahr 2019/20 kann die Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit dem Verein Mokka e.V. 35 Rottenburger Schulkindern eine schulische Förderung gewähren. Mokka e.V. übernimmt die Koordination, hat fachlich qualifizierte MitarbeiterInnen und über die Schulsozialarbeit direkte Kontakte in Rottenburger Schulen, die in der Lage sind, Kinder und Paten zusammenzubringen und die Lernpaare gut zu betreuen. Alle Lernpatenschaften finden in einer Eins-zu-Eins-Betreuung statt.

Die deutschen Bürgerstiftungen sind Umsetzungspartner des Programms „Chancenpatenschaften“ des Bundesfamilienministeriums. Auf Grundlage dieser Partnerschaft hat die Bürgerstiftung Rottenburg am Neckar die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für Patenschaftsprogramme zu erhalten.
Bei den Kindern handelt es sich dabei überwiegend um Grundschüler, die in der Regel aus belasteten Familien, oft mit Migrationshintergrund, kommen. Meist sind es Kinder, die den Lehrer-, Schulsozialarbeiter- oder BetreuerInnen an den Schulen und Horten auffallen. Dabei stehen zunächst oft soziale Probleme im Vordergrund. Schaut man genauer hin, sieht man, dass dahinter meist große schulische Defizite stehen. Die dringend benötigte Einzelnachhilfe können sich ihre Eltern aber in der Regel nicht leisten bzw. meist sind sie einfach auch mit der Organisation überfordert.

Eine Koordinationsperson sucht einen zum jeweiligen Kind passenden, geeigneten Lernpaten. Dabei handelt es sich um SchülerInnen der Kursstufe, Student­Innen oder auch RentnerInnen, kurz gesagt um Menschen, die Freude am Umgang mit Kindern haben.
Die Lernpaten stehen im regelmäßigen Kontakt zur Koordinatorin und können sich bei ihr Anregung und Materialien für ihre Patenschaft holen.
Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass sich die Patenschaften sehr positiv auf die Kinder auswirken. Die Kinder genießen die 1:1 Betreuung und profitieren davon. In einer entspannten Lernatmosphäre lassen sich schulische Lücken leichter schließen. Der Lernpate hat die Zeit – im Gegensatz zum Lehrer – etwas so oft zu erklären, bis es verstanden wird. Auch das Kind kann in diesem geschützten Rahmen seine Probleme besser schildern.

Die Rückmeldungen, die wir aus der Schule sowie dem häuslichen Umfeld bekommen, sind durchweg positiv. Sowohl die Kontaktaufnahme zu den Schulen als auch zu den Familien funktioniert gut und ohne Probleme.
Die Lernpatenschaften sind ein Leuchtturmprojekt, das Kindern aus benachteiligten Familien gute Chancen für eine erfolgreiche Zukunft ermöglicht.
Ansprechpartner für das Projekt sind Regina Karg-Göhner von Mokka e.V. und Rita Kuchler von der Bürgerstiftung Rottenburg am Neckar.

Vorlesetag an Rottenburger Grundschulen

von Ilse Herrmann

Die Bürgerstiftung Rottenburg a.N. organisiert seit 2011 an allen Rottenburger Grundschulen einen Vorlesetag. Dieser findet im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags immer am dritten Freitag im November statt und bietet allen Grundschulklassen die Möglichkeit, in den Genuss einer Gastlesung zu kommen.
Die Bürgerstiftung vermittelt dabei die Kontakte zwischen Freiwilligen, die Lust haben, Kindern spannende oder lustige Geschichten nahezubringen, und den mitmachenden Grundschulklassen. Dafür kann aus einem Pool von knapp 100 Vorleser/innen der letzten Jahre geschöpft werden.

In Rottenburg haben sich 2019 über 48 Vorleserinnen und Vorleser in 60 Grundschulklassen engagiert und damit über 1.000 Kinder in die Welt der Bücher mitgenommen.

Der Bundesweite Vorlesetag will ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für das Vorlesen setzen und so Freude am Lesen wecken. Die Vorleser/innen an diesem Aktionstag zeigen mit viel Leidenschaft, ehrenamtlich und unentgeltlich, wie schön und wichtig Vorlesen ist. Ziel ist es, Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder bereits früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen.
Studien über die Bedeutung des Vorlesens zeigen, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, das Lesenlernen deutlich leichter fällt. Lesen regt die Fantasie an, bereichert den Wortschatz und trägt damit zum Schulerfolg der Kinder bei. Außerdem weisen die Studien auf die soziale Bedeutung des Vorlesens hin. Es fördert den Gerechtigkeitssinn und das Gemeinschaftsgefühl.
Die vielen positiven Rückmeldungen von Vorlesenden, Kindern und Lehrkräften zeigen, wie wichtig solche Aktionen sind und motivieren uns, sich auch in Zukunft dafür zu engagieren.

Gymnasiasten helfen Werkrealschülern

von Susanne Dierberger

Bereits im fünften Jahr ist das Projekt „Akku-Plus“, bei dem Schüler verschiedener Schularten gemeinsam lernen. Die Bürgerstiftung, die das Projekt initiierte, motiviert die Lernbegleiter mit einer Aufwandsentschädigung von sechs Euro pro Lerneinheit.

„Wichtig ist, dass die Chemie zwischen den Lernpartnern stimmt“, sagt Michael Ortmann, Lehrer an der Hohenbergschule, der das Projekt begleitet. „Die Schüler knüpfen Kontakte zu Gleichaltrigen“, hebt Armin Tächl, Lehrer am Paul-Klee-Gymnasium hervor: „Die Gymnasiasten helfen den Werkrealschülern, das Basis-Wissen in den Fächern zu wiederholen und Musterprüfungsaufgaben zu lösen“. Auch die Eltern seien von dem Projekt begeistert, sagt Bernhard Jäger vom Sankt-Meinrad-Gymnasium.

Bei dem Projekt unterstützen SchülerInnen der Oberstufe des Sankt-Meinrad-Gymnasiums und des Paul-Klee-Gymnasiums als Lernbegleiter WerkrealschülerInnen der Hohenbergschule beim Lernen.

In Lernpaaren begleiten die Lernbegleiter das Lernen, Vertiefen und Vermitteln von Lernstrategien. Zwischen den teilnehmenden Lernpaaren wird eine schriftliche Vereinbarung getroffen, in der sich die Schüler verpflichten, regelmäßig und zuverlässig am Projekt teilzunehmen. Die Lernfortschritte werden von den SchülerInnen in einem Arbeitstagebuch festgehalten und in regelmäßigen Abständen den begleitenden Projektleitern, das sind die verantwortlichen Lehrer, Bernhard Jäger vom Sankt-Meinrad Gymnasium, Armin Tächl vom Paul-Klee Gymnasium, Michael Ortmann von der Werkrealschule Hohenberg sowie Susanne Dierberger von der Bürgerstiftung Rottenburg, vorgelegt. Das Projekt erstreckt sich jeweils über ein Schuljahr und findet einmal wöchentlich statt. Die teilnehmenden SchülerInnen vereinbaren ihre Termine selbständig und erhalten die Räumlichkeiten von den Schulen zur Verfügung gestellt.

Die Lernbegleiter erhalten zum Ende des Schuljahres ein Zertifikat, das ihr soziales Engagement dokumentiert und eine Weichenstellung für Studium und Berufswahl sein kann.

Durchschnittlich zwölf Lernpaare nahmen an dem Projekt in den letzten zwei Jahren teil – für die Bürgerstiftung Rottenburg Grund genug, eine positive Bilanz zu ziehen. Die Notendurchschnitte der WerkrealschülerInnen haben sich teilweise um bis zu zwei Noten verbessert, und in einem Fall konnte der Schulabbruch verhindert werden.

In den letzten Jahren war der Bedarf an Lernbegleitung durch die Werkrealschule sehr hoch und es waren entsprechend viele SchülerInnen von Seiten der beiden Gymnasien interessiert, die WerkrealschülerInnen beim Lernen zu unterstützen.

Projektsplitter der ersten fünf Jahre:
Aktion Sonnenstrahl, Kinderuni und Kinderkolleg

Bereits kurz nach der Gründung der Bürgerstiftung konnten viele kleinere, zeitlich begrenzte Projekte umgesetzt werden.
Einige davon sollen hier beispielhaft erwähnt werden.

Aktion Sonnenstrahl

Für Kunden der Rottenburger Tafel hat die Bürgerstiftung die Aktion Sonnenstrahl ins Leben gerufen, um den normalen Alltag einkommensschwacher Familien mit kulturellen Erlebnissen zu bereichern. Dazu gehört ein Kino-Konzert- oder Theaterbesuch, die Mitgliedschaft in einem Sportverein, der Besuch der Rottenburger Spielstadt in den Sommerferien, ein Hallen- oder Freibadbesuch oder ein Musikinstrument zu erlernen. Dazu haben wir Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen wie dem Kulturverein Zehntscheuer e.V., Theater am Torbogen, Theater Hammerschmiede, Kino Waldhorn und Kirchenmusikschule abgeschlossen, um an verbilligte Karten zu gelangen. Im Mai 2011 konnten 114 ermäßigte Karten vermittelt werden.

Kinderuni

Warum werden aus Matsch Bäume? Das war 2011 eine von sieben Veranstaltungen der Kinderuni, die die Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Forstwirtschaft und der VHS angeboten hatte. 136 Kinder haben daran teilgenommen, zwölf Kinder, die an mindestens fünf Terminen teilgenommen hatten, erhielten Buchpreise.

Kinderkolleg

Rottenburg für Schlaumeier hieß eine Veranstaltungsreihe, die Kindern Einblicke in verschiedene Institutionen gewährte. Zusammen mit der Volkshochschule hat die Bürgerstiftung für Grundschulkinder Klasse zwei bis vier Besuche beim Bronnbachwasserwerk, bei der Kläranlage in Kiebingen, im Rottenburger Rathaus, bei der Feuerwehr, bei den Heuberger Höfen und beim Schwäbischen Tagblatt organisiert.