Kultur


Ansprechpartnerin BS: Ute Drews
Projektstatus: Gemeinsames Projekt der Morizgemeinde, der Marinekameradschaft und der Bürgerstiftung
Mitglieder der Steuerungsgruppe:  Stefanie Neu und Gabriele Rehfuss (Morizgemeinde); Egon Ruf und Armin Neu (Marinekameradschaft);  Ute Drews und Walter Hahn (Bürgerstiftung)

Kreuzweg zur Altstadtkapelle

von Ute Drews

Vor Jahren haben meine Tochter und ich das 2- jährige Enkelkind im Kinderwagen am Karfreitag den Kreuzweg auf vereistem Weg zur Altstadtkapelle hinaufgeschoben. An den dunklen Stationen sind wir damals achtlos vorbeigezogen. Erst Jahre später ist mir bei genauerem Hinsehen das vergessene Kleinod Rottenburgs aufgefallen. Verwitterte und abgeblätterte Zierformen, unlesbare Schriften im unteren Bereich, kaputte Giebelfriese, Risse und tiefe Spalten, Pilzbefall, unsachgemäße Reparaturen und dazu noch wackelig. Ein sehr bedenklicher Zustand! Was kann man da machen? Damals schon im Vorstand der Bürgerstiftung habe ich vorgeschlagen, dass wir uns um die Renovierung des Kreuzwegs kümmern sollten. Erste Recherchen ergaben, dass er aus dem Jahr 1861 stammt, städtisches Eigentum und auch denkmalgeschützt ist. Mit Wurzelbürste und Wasser wurde vorsichtig eine Schrifttafel gesäubert, es kam ein wunderbarer Spruch aus dem Alten Testament zum Vorschein und nicht nur einer. Etwas ganz Besonderes! Wir konnten loslegen: weitere Recherchen, Suche nach alten Fotos, auf denen die fragmentarischen Texte noch zu lesen waren, Suche auf den Dachböden von Kapellen und Archiven nach der ursprünglichen Nischenfüllung, Gespräche mit Stadtverwaltung und Denkmalamt, Antrag auf Unterstützung durch den Bürgertopf, Beauftragung einer Restauratorin mit der Schadensdokumentation, Förderanträge stellen bei verschiedenen Institutionen, Gesamtkostenkalkulation und schließlich Beauftragung eines Restaurators. Gleich zu Beginn haben wir Unterstützer gefunden im Kirchengemeinderat von St. Moriz und der Marinekameradschaft. Jeweils zwei Vertreter dieser Einrichtungen und der Bürgerstiftung sind jetzt in der Steuerungsgruppe, die das Projekt mit Elan vorantreibt. Starke Männer der Marine­kameradschaft halfen beim Abbau aller Stationen unter fachmännischer Hilfe, wobei beim schmalen Weg und beim Einsatz eines kleinen Baggers äußerste Behutsamkeit und Vorsicht geboten ist. Die abgebauten Stationen wurden sicher untergestellt und einige gleich in die Werkstatt des Restaurators gefahren. Für die Interimszeit, in der der Kreuzweg ohne Stationen ist, haben wir große Fahnen als Platzhalter an den Bäumen aufgehängt, auf denen die abfotografierten Schrifttafeln mit den alttestamentarischen Sprüchen aufgebracht sind. Mittlerweile sind sieben Stationen fertig konserviert. Die Altersspuren sind noch zu erkennen, aber die Schäden sind gesichert, teilweise mussten Steinvierungen ersetzt werden, bei Station XIV sogar die ganze Bildnische mit dem Giebelfries. Bis zum Frühjahr rechnen wir mit der Fertigkonservierung aller Stationen. Es ist eine große Befriedigung, wenn man jetzt die schönen, dunkelrot nachgemalten Texte gut lesen kann und die Stationen von Flechten, Pilzen und dem Schmutz vergangener Jahrzehnte befreit und auf neuen Fundamenten stehen. Eine große Überraschung ist die Spendenfreudigkeit der Rottenburger, die nach unserer Zeitungsbeilage und bei verschiedenen Veranstaltungen das Projekt unterstützen. Auch das Gedächtnisspiel ROMEMO, das wir für die Mitfinanzierung der Konservierung des Kreuzwegs entwickelt haben, hat sich gut verkaufen lassen.

Ein weiteres Projekt der Bürgerstiftung wird die zeitgemäße Neugestaltung der noch leeren Bildnischen sein. Auch da hoffen wir wieder auf eine große Unterstützung bei der Finanzierung. Machen Sie doch einmal einen Spaziergang dorthin und schauen Sie das vergessene Juwel an!